Nationalratswahl 2017 – ein Rückblick

Die Ausgangslage

Am 15. Mai 2017 schlossen sich die zwei bisherigen Koalitionspartner SPÖ und ÖVP dem Antrag der Opposition auf eine vorzeitige Neuwahl an. Einen Tag später setzte das Parlament nach Gesprächen mit den Parteichefs den 15. Oktober 2017 als neuen Wahltermin fest.

Bedeutende Änderungen in den Parteien

Nachdem Reinhold Mitterlehner am 10. Mai 2017 seinen Rücktritt als Vizekanzler und Bundesparteiobmann erklärt hatte, wurde Sebastian Kurz am 14. Mai vom Parteivorstand zum designierten Bundesparteiobmann bestimmt. Das Amt des Vizekanzlers nahm er jedoch nicht an. 

Fast genau ein Jahr zuvor war Bundeskanzler Christian Kern am 17. Mai 2016 zum Parteivorsitzenden der SPÖ ernannt und als Bundeskanzler angelobt worden. 

Die FPÖ wurde wieder von Heinz-Christian Strache in die Wahl geführt, der seit der Abspaltung des BZÖ im April 2005 Obmann der Partei war.

Die Spitzenkandidatin der Grünen war Ulrike Lunacek, da die bisherige Parteichefin Eva Glawischnig am 18. Mai überraschend ihren Rücktritt von allen politischen Ämtern aus gesundheitlichen Gründen erklärt hatte.

 Als Doppelspitze für die NEOS gingen Parteigründer Matthias Strolz und Irmgard Griss, die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs und unabhängige Kandidatin der Bundespräsidentenwahl 2016, in die Wahl.

 Nachdem er in der internen Listenwahl der Grünen um Platz 4 gescheitert war, trat Peter Pilz aus der Partei aus und gründete seine eigene Liste.

Von Anfang an kristallisierten sich drei Trends heraus:
1. Die ÖVP als klarer Favorit.
2. Kampf um Platz 2 zwischen SPÖ und FPÖ.
3. GRÜNE, NEOS und PILZ im Kampf um den Einzug in den Nationalrat.

In den 2 Monaten vor der Nationalratswahl wurden in 22 Wahlumfragen insgesamt 16.970 Personen österreichweit befragt. Davon 6.000 rein online, 4.310 rein telefonisch, 1.933 face-to-face und 4.727 online und telefonisch. Zwischen den Erhebungsformen gab es teils deutliche Unterschiede in den Ergebnissen.

Den stärksten Zuspruch hatten die ÖVP mit 33,53%, die FPÖ mit 25,40% und die Grünen mit 7,07% bei face-to-face Befragungen. Die SPÖ hatte bei telefonischen Befragungen mit 25,86% ihre stärksten Werte, die NEOS mit 5,53% bei Online-Befragungen und die Liste PILZ bei gemischt telefonisch und online mit 5%.

Ihre schwächsten Werte hatte die ÖVP mit 32,84% und die FPÖ mit 24,49% bei telefonischen Befragungen, die SPÖ mit 22,53%, die NEOS mit 4% und die Liste PILZ mit 4,47% bei face-to-face und die Grünen bei gemischt telefonisch und online mit 4,68%.

Bei der Betrachtung der Ergebnisse der Nationalratswahl 2017 fallen die Unterschiede zu den durchschnittlichen Werten der Wahlumfragen auf.

Das tatsächliche Ergebnis der ÖVP lag um -1,63% niedriger als im Durchschnitt der Umfragen, während sowohl die SPÖ mit +2,48% und die FPÖ mit +1,14% ihre Prognosen schlagen konnten. Bei den Kleinparteien war die Differenz nur bei den Grünen mit -1,56% deutlich. Die NEOS konnten die Prognosen um +0,2% schlagen und die Liste PILZ war um -0,33% schwächer.

Wenn man die gesammelten 16.970 Teilnehmer der Umfragen als eine einzelne betrachten würde, könnte man eine Fehlerspanne von +/- 1% erwarten. Hier fallen die Differenzen der ÖVP, der SPÖ und der Grünen auf. Wie es zu solchen größeren Unterschieden kommen kann und die möglichen Implikation für die kommende Wahl, wird ein Thema eines kommenden Artikels sein.