“Falsche” Umfragen – Eine Analyse

Neben einer normalen statistischen Schwankungsbreite, die bei allen Umfragen vorhanden ist, gibt es zwei große Einflussfaktoren auf Unterschiede zwischen Umfragen und Wahlergebnis. Die Mobilisierung der eigenen Wählerschaft durch die Parteien und die Wahlbeteiligung haben natürlich ein reziprokes Verhältnis zueinander, können aber zu verschiedensten Ausgängen führen.

Dies konnte man zuletzt am 1. September bei zwei Landtagswahlen in Deutschland betrachten. In Brandenburg und Sachsen war im Vorfeld ein Duell um den ersten Platz zwischen der AfD und der SPD bzw. der CDU erwartet worden. Dieser Umstand führte zu einer deutlich höheren Wahlbeteiligung.

In Brandenburg gaben 281.000 mehr Wahlberechtigte als bei der letzten Landtagswahl 2014 ihre Stimme ab. Die Wahlbeteiligung stieg damit von 47,9 % auf 61,3 % um 28 %. In Verbindung mit der Wählermobilisierung durch das Duell um den ersten Platz mit der AfD konnte die SPD überdurchschnittlich von dieser höheren Beteiligung profitieren. Statt der statistischen Schwankungsbreite von 2,1 % schnitt sie um über 5 % stärker als in den Umfragen ab. Auch die AfD konnte profitieren (2,75 % statt 2,09 %), während die zwei potentiellen Koalitionspartner der SPD, Linke (-4,09 % statt 1,83 %) und Grüne (-3,31 % statt 1,79 %), überdurchschnittlich verloren.

Ein ähnliches, aber weniger ausgeprägtes, Bild ergab sich bei der Landtagswahl in Sachsen. Hier stieg die Wahlbeteiligung von 49,1 % auf 66,5 %, weil 500.000 mehr Personen ihre Stimme abgaben. Das Duell zwischen CDU und AfD um den ersten Platz, half beiden Parteien bei der Mobilisierung ihrer Wählerschaft. Mit stärkeren Ergebnissen im Vergleich zu den Umfragen von 2,27 % und 2,74% statt der statistisch erwartbaren 2,03 % und 1,92 %, konnten die beiden Parteien stark von der höheren Wahlbeteiligung profitieren. Den umgekehrten Effekt gab es bei den Linken, die um – 4,42 % statt 1,58 % schwächer als in den Umfragen abschnitten und etwas schwächer bei den Grünen (- 2,24 % statt 1,38 %).

Schwankungen in der Wahlbeteiligung führen häufig zu ungenauen Prognosen anhand von Umfragen, da sich diese nur schwer abbilden lassen. Begeisterung für eine Partei und Angst vor dem Erfolg einer anderen lassen sich nicht seriös in Zahlen fassen. Auch historische Ergebnisse und Schwankungen sind mit Vorsicht zu genießen, da es zu viele Einflussfaktoren auf das Wahlverhalten der Bevölkerung gibt. Daher können Umfragen jeglicher Art immer nur als genereller Leitfaden genutzt werden.