Seit drei Monaten bestimmt die globale Pandemie COVID-19 weite Teile des öffentlichen Lebens. Weltweit wurden 7,8 Millionen Erkrankungen und 431.192 Todesfälle offiziell verzeichnet, wobei außerhalb der entwickelten Welt die Dunkelziffern wohl höher sind.
Die strikten Maßnahmen der österreichischen Regierung, die vom 16. März bis zum 15 Mai in Kraft waren, verfehlten ihre Wirkung nicht und dämmten die Ausbreitung deutlich ein.

Nach einem starken Anstieg der Neuerkrankungen in den ersten zwei Wochen, die überwiegend auf einige wenige Herde zurückzuführen waren, nahm die Reproduktionsrate von April bis Mai deutlich und kontinuierlich ab. Mit einer gewissen Spannung wurden daher die Auswirkungen der Lockerungen erwartet, die mit einer eingeschränkten Öffnung der Gastronomie am 15. Mai ihren vorläufigen Endpunkt erreichten.
Entgegen mancher Befürchtungen kam es allerdings zu keinem neuerlichen Anstieg der Erkrankungen. Dank der vorangegangenen Erfolge und der überwiegend disziplinierten Einhaltung einer Maskenpflicht konnte der Trend sogar fortgesetzt und die Kurve weiter abgeflacht werden.
In Schweden, das einen wesentlich weniger strikten Weg im Umgang mit der Pandemie gewählt hatte, ergibt sich hingegen ein völlig anderes Bild.

Hier war zwar nie ein akuter Anstieg wie in Österreich zu beobachten, aber die Eindämmung der Krankheit durch freiwillige Einschränkungen der Bevölkerung wurde nur bedingt erreicht. Die Reproduktionszahl konnte nie unter den kritischen Wert von 1 reduziert werden.
Ein implizites Ziel der schwedischen Regierung war die Erreichung einer “Herdenimmunität”, um nicht wie die anderen westlichen Staaten auf Medikamente beziehungsweise einen Impfstoff angewiesen zu sein, um die Krankheit endgültig zu besiegen. Im Fall von COVID-19 ist nach derzeitigem Wissensstand allerdings ein Durchseuchungsgrad von 60 bis 70 Prozent nötig.
Auch wenn es in den letzten zwei Wochen scheinbar einen stärkeren Anstieg der Neuerkrankungen gegeben hat, ist die Einführung von effektiven Behandlungsmaßnahmen und eines Impfstoffes vor Erreichung dieses Wertes äußerst wahrscheinlich.